Am Anfang stand ein Gesuch an den König Bereits im Juli 1863 wandte sich ein aus 13 Donaustädten bestehendes „Comitè“ wegen des Baus einer Donautalbahn von Regensburg über Donauwörth nach Ulm an den bayerischen König. Dieser sollte das Projekt dem versammelten Landtag zur Beratung und Beschlussfassung vorlegen. In der Denkschrift an den König hieß es „Es sei ein Akt der Billigkeit, eine Gegend, welche 25 Jahre lang der Wohltat einer Bahn entbehre, wohl aber zum Genuss für andere beisteuern muss, endlich auch hierin partizipieren zu lassen und auf die stiefmütterlich behandelten Städte an der Donau Rücksicht zu nehmen.“ Bei der Erbauung des deutschen Eisenbahnnetzes war anfangs in Erwägung gezogen worden, die große Nord-Süd-Verbindung Berlin/München über Eichstätt und Neuburg zu führen. Da jedoch der Dammbau durch das Donaumoos Unsummen verschlungen hätte, entschied man sich zugunsten der Linienführung über Nürnberg/Donauwörth/Augsburg. Nachdem dann mit der Strecke Treuchtlingen/Ingolstadt die zweite Nord-Süd-Verbindung fertiggestellt war, konnte Neuburg nur noch über einen Schienenstrang von Ost nach West angeschlossen werden. Damit war besiegelt, dass es eine Querverbindung für den Regionalverkehr werden und bleiben sollte. Die Genehmigung zum Bau der Donautalbahn wurde am 29. April 1869 erteilt und schon bald darauf begannen die Projektierungsarbeiten, die allerdings durch den Krieg gegen Frankreich 1870/71 unterbrochen wurden. Im Jahre 1872 starteten dann schließlich die Arbeiten am Teilstück zwischen Ingolstadt und Donauwörth und damit auch in Neuburg. Ein Bahnhof und zwei Unterführungen In der Ottheinrichstadt führte man die Gleisanlagen südlich an der damaligen Stadt vorbei. Der repräsentative Bahnhof bekam seinen Platz exakt auf der Verbindungsstraße nach Feldkirchen, die damals schnurgerade in den Süden führte. Ab diesem Zeitpunkt mussten die Feldkirchener den Umweg durch eine neue Bahnunterführung über die Adolf-Kolping-Straße bzw. die Bürgermeister-Sing-Straße nehmen. Die zweite Bahnunterführung entstand an der Münchener Straße. Vom Feuerwagen bis zur Elektrifizierung Im Vergleich zur Postkutsche war die Eisenbahn eine wahre Revolution und so dauerte es auch einige Jahre, bis die auf der Donautalbahn anfänglich bestaunten „Feuerwagen“ zu einer gewohnten Alltagserscheinung wurden. Schnell wurde aber klar, dass der neue Bahnverkehr das Ende des bis dahin dominierenden Schiffsverkehrs auf der Donau einläutete. Der Personen- aber vor allem auch der Güterverkehr lief fortan auf den Schienen und nicht mehr auf der Donau. Besondere Bedeutung erlangte die Eisenbahn dann während der zwei Weltkriege. Am 8. August 1914 verlässt um 9:40 Uhr der erste Truppentransportzug unter dem begeisterten Jubel der Bevölkerung den Neuburger Bahnhof und bereits wenige Monate später treffen die ersten Züge mit gefangenen Franzosen ein. Auch während des Zweiten Weltkriegs ist der Schienenweg ein adäquates Mittel für Truppen- und Materialtransport. Unmittelbar nach Kriegsende kamen tausende Flüchtlinge sprichwörtlich über Nacht mit der Bahn in Neuburg an – nicht im Personen- sondern großteils im Viehwaggon. Nach den Wirren der ersten Nachkriegsjahre machte sich das Wirtschaftswunder auch im Bahnhof Neuburg bemerkbar. Mit der zunehmenden Industrialisierung steigt das Frachtaufkommen erheblich und so wurden noch 1986 allein in Neuburg 12.000 Güterwaggons abgefertigt und standen 117 Menschen in Lohn und Brot. Am 13. Dezember 2002 fuhr der letzte Güterzug aus dem Neuburger Bahnhof, mittlerweile sind alle Laderampen und Zusatzgleise abgebaut. Die Antriebsart der Loks änderte sich in den eineinhalb Jahrhunderten dreimal. So schnaubten von Beginn an die Dampfloks. In den 1950ern hielt die Diesellok Einzug bis im Jahr 1979 die Elektrifizierung abgeschlossen war. Privatisierung und Bahnhofaufschwung Die ehemals staatliche Deutsche Bahn hat sich von der Ost-West-Strecke längst verabschiedet und so ist es das private Unternehmen Agilis, das die Bahn-Mobilität auf der einstigen Donautalbahn aufrechterhält. Die Taktung ist gut und die Züge sind modern ausgestattet. Das Bahnhofsgebäude verlor rund um die Jahrtausendwende Gastwirtschaft, Kiosk und Schalterbetrieb. Das eigentlich repräsentative Haus geriet in eine Abwärtsspirale und verkam zusehends. Erst als die Familie Gräbner das Haus im Jahr 2013 erwarb, kam der Umschwung. Mit viel Elan, Ideenreichtum und erheblicher Investition wurde in nur zwei Jahren aus dem sichtlich heruntergekommenen Haus ein echtes Schmuckstück. Das „Bahnhof-Center“ zeigt sich seit 2015 freundlich, hell, informativ und ausgestattet mit Backshop, kleinem Geschäft, Gastroangebot und Aufenthaltsbereich. In den 150 Jahren Neuburger Eisenbahngeschichte ist unglaublich viel passiert und es wäre hochinteressant, könnte der Bahnhof von all den Dingen erzählen, die sich seit 1874 hier abgespielt haben. Wie gut, dass jeder an der Zukunft der Neuburger Bahngeschichte mitschreiben kann, in dem er das Auto mal stehen lässt und selbst in den nächsten Zug steigt.